Der Geofaktor Wasser

Die Alpen sind Europas größtes Süßwasser-Reservoir. Dazu gehören Gletscher, Flusssysteme und Seen. Die Trinkwasserversorgung eines großen Teils von Europa ist von den Zuflüssen aus dem Alpenraum abhängig. Das Alpenwasser hat darüber hinaus eine große infrastrukturelle Bedeutung: zum Beispiel für die Stromerzeugung. Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt der Alpen sind historisch schon lange üblich: Die Erzeugung der Wasserkraft, die Speicherung von Süßwasser verlangt nach wasserbaulichen Maßnahmen. Natürliche Wasserläufe sind in den Alpen eine Seltenheit geworden.

Der Geofaktor Wasser hat einen entscheidenden Einfluss auf die Alpen. Durch erodierende Kräfte des fließenden Wasser wird an vielen Stellen der Alpen die Erdoberfläche abgetragen. Es kommt zur Zertalung. Schluchten und Kerbtäler entstehen. Das Sohlental dagegen entsteht durch die ablagernde Tätigkeit des fließenden Wassers. Auf diese Art der Ablagerung bilden sich an Flussmündungen in Seen und Bachmündungen in Flüsse Deltaformen oder Schwemmfächer aus.

Blick auf einen Bergsee Auch im Eis spielt das Wasser eine bedeutende Rolle. Die Vergletscherungen der höheren Gipfel haben zur Herausbildung von Trogtälern, Seitenmoränen an den Gletscherrändern, Gletscherseen und Rinnenseen an den Rändern der Faltengebirge beigetragen. Gletscher sind lebenswichtige Trinkwasserreservoirs. In Gletscherregionen entspringen viele große europäische Flüsse, wie beispielsweise der Rhein oder die Rhône. Das stark abschmelzende Gletschereis bewirkt einen Anstieg der Wasserpegel. Niederschlagswasser füllt die eisfreien Fels- und Schuttgebiete und infolgedessen gelangt unbefestigter Moränenschutt in die Täler. Hochwasser, Gesteinslawinen und Überschwemmungen sind nicht auszuschließen. So wurden im Sommer 2005 nach mehreren kräftigen Regenfällen viele Dörfer und Regionen aufgrund von Hochwasser und Schlammlawinen von der Außenwelt abgeschnitten. Durch das Abtauen des Eises in den Gletscherregionen steigt die Gefahr von Wassermangel. Die Wasserverfügbarkeit verändert sich, und dies wirkt sich negativ auf den Wasserhaushalt großer Landstriche aus.

Heutzutage wird das Wasser auch für den Tourismus genutzt. Neben den Schifffahrten auf größeren Seen und dem Wildwasserfahrten größerer Bäche und kleinerer Flüsse in den Alpen werden immer neue Speicherseen gebaut, um im Winter die immer häufiger werdenden Schneekanonen betreiben zu können. Diese Schneekanonen sollen auch in schneearmen Wintern den Skibetrieb bestmöglich sichern, um größerer Einnahmeausfälle durch wegbleibende Wintersportler zu verhindern.

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